Warten auf einen Bienenschwarm

Seit einiger Zeit verwandelt sich unsere Küche jeden Abend in eine Imkerwerkstatt. Die Schwarmsaison ist im vollen Gange und ich warte jeden Tag auf den Anruf eines Imkers, dass unsere ca. 20 000 neuen Mitbewohner bei uns einziehen. Nein, sogar 40 000 da ich sogar zwei wunderbare Beuten (=Bienewohnungen) von meinem tollen Vater gebaut bekommen haben.

Bienen ziehen ein - was muss vorbereitet werden

Warum schwärmen Bienen?

Bienen verfolgen ein großes Lebensziel: VERMEHRUNG – und nicht etwa Honig für uns Menschen sammeln. Dafür legt die Königin etwa 2000 Eier am Tag. Je nachdem ob das Ei befruchtet ist oder nicht, ob Gelee Royal, Pollen oder Nektar gefüttert wird und wie lange die Larve in der Wabe bleibt, entwickelt sich dann eine Königin, eine Arbeiterin oder eine Drohne (das habe ich hier bereits ausführlicher beschrieben).

Damit die Rähmchen für die Bienenwaben gleichmäßig ausgebaut werden können, müssen Abstandshalter angebracht werden.

Obwohl Sommerbienen nur 42 Tage alt werden, wächst das Volk im Frühling rasant und irgendwann merken die Bienen, dass ihr Beute zu eng wird – das Volk muss sich teilen! Auf ein bisher unbekanntes Signal hin beginnen die Baubienen daraufhin einige Waben größer zu bauen. Diese werden als Spielnäpfchen oder Weiselzellen bezeichnet. Die Königin legt in diese Waben befruchtete Eier und durch die entsprechende Fütterung der Ammenbienen schlüpfen nach 16 Tagen Königinnen aus diesen Weiselzellen.

Die Rähmchen werden zur besseren Stabilität der Waben gedrahtet.

Bevor die neuen Königinnen schlüpfen, verlässt die alte Königin mit etwa der Hälfte der Bienen die Beute auf der Suche nach einer neuen Bleibe: sie schwärmen aus.

Was passiert mit den überzähligen neuen Königinnen?

Als Vorsichtsmaßnahmen schlüpfen etwa zeitgleich mehrere Königinnen, nur eine von ihnen kann jedoch im Volk bleiben. Bereits vor dem Schlupf beansprucht die Königin, die als erstes Schlüpfen wird durch Lautäußerungen quasi „den Thron“. Später schlüpfende Königinnen werden sofort getötet. Nur wenn das Volk immer noch sehr groß ist kann es passieren, dass auch eine junge Königin die Beute noch mit einigen Bienen verlässt, man spricht dann von einem Nachschwarm. Durch züchterische Maßnahmen kommt es heutzutage jedoch immer seltener zu Nachschwärmen.

Um den Bienen "den Weg" zu zeigen, können Anfangsstreifen in die Rähmchen gelötet werden.

Was passiert mit dem Schwarm?

Der Schwarm ist auf der Suche nach einer neuen Heimat, die er aber in der heutigen Zeit nur noch schwer findet. Als erste Station sucht sich die Königin meist einen Baum in der Nähe auf. Die ihr folgenden Bienen umringen die Königin, im Ast hängt dann eine riesige Bienentraube. Wer sich das mal auf youtube angucken möchte: KLICK! Leider habe ich noch die einen Schwarm miterlebt, mir wurde aber mehrfach berichtet, dass es schon ein furchteinflössendes Spektakel ist.

Eine Lasur mit Pigmenten schützt das Holz der Beuten.

Sind Bienenschwärme gefährlich?

NEIN! Die Bienen sind vollkommen mit sich selbst beschäftigt und haben nur das ein Ziel: die Königin zu schützen. Außerdem tragen sie Proviant (=Honig) für etwa 3 Tage mit sich herum, sind also vollgefressen und unflexibel. Nur bei sehr starker Bedrängnis ist mit einem Stich zu rechnen.

Bienen: auf die Rähmchen lege ich ein Wachstuch zur Abdeckung.

Was macht man mit einem Bienenschwarm?

Jeder Imker freut sich über einen Bienenschwarm, da er dadurch ein neues Volk bekommt. Und da derzeit die Varroa-Milbe viele Völker tötet und fast jeder Imker über den Winter Völker verliert, ist das natürlich prima. Wer keinen Imker kennt, kann Feuerwehr oder Polizei um Hilfe bitten oder den Schwarm bei der Schwarmbörse melden.
Der Imker schüttelt oder fegt die Bienen mitsamt Königin dann in eine Schwarmkiste und nimmt sie mit!

Bienenschwarm: Bienenbeuten müssen mit der Wasserwaage aufgestellt werden, damit die Waben sich nicht verkeilen.

Warum sieht man so selten Bienenschwärme?

In der konventionellen Bienenhaltung versucht man eigentlich, das Schwärmen der Bienen zu verhindern. Dazu wurden verschiedenen Maßnahmen wie Königinnenableger und Flugling entwickelt. Nach meinem Imkerkurs im letzten Jahr hatte ich den Eindruck, dass ich als Imkerin vollkommen versagt habe, wenn meinen Bienen schwärmen. Inzwischen habe ich auch ein paar Kurse der „wesensgemäßen Bienenhaltung“ besucht und sehe das ein bisschen anders. Ich werde meine Bienen schwärmen lassen und hoffe sehr, dass sie nach Süden schwärmen, dann unser nördliche Nachbar hat ziemlich Angst vor Bienen…

Während ich also mehr oder minder geduldig auf die Bienen warte, versuche ich die neuen Beuten mit der Wasserwaage auszurichten. Die Bienen wissen nämlich ganz genau wo der Mittelpunkt der Erde ist und bauen die Waben präzise in diese Richtung. Wenn ich die Rähmchen schief einhänge verkanten sie sich und ich kann sich nicht herausziehen!
Julia

 

5 Kommentare

  1. agata.blaimauer@gmx.at'
    Agata sagt:

    Wow, danke für den interessanten Einblick. Bin nachbarschaftlich zwar von Hobbyimkern umgeben, jedoch natürlich nie so tief im Gespräch. 🙂

    Meine Hühner freuen sich jedoch immer über die mitgebrachten Drohnenwaben, die ich als Leckerlie und Beschäftigungsspiel einsetzet. DA bin ich die beste Körnerstreuerin der Welt für meine Mädels! 🙂

    LG aus dem Berggehöf
    Agata

    • Julia sagt:

      Gerne! Das mit den Drohnenwaben ist guter Tipp für mich, davon hatte ich nämlich noch nie gehört! Schadet ja nie, sich ein bisschen beliebt zu machen…..

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