Dieses wunderschöne Ei habe ich diese Woche im Hühnerstall gefunden! Tolle Farbe und schicke Sprenkelung!
Leider hat die Sache zwei Haken:
Erstens habe ich es nur rein zufällig beim Saubermachen des Stalles entdeckt. Es lag nicht im Nest, sondern auf dem Kotbrett. Offensichtlich ist es aus beträchtlicher Höhe gefallen, denn die Unterseite ist vollkommen kaputt und Eiklar und Eigelb sind ausgelaufen.
Und zweitens ist es ziemlich klein.
Ab wann sind Hühner legereif?
Da wir derzeit leider nur zwei Hühner beherbergen und eines davon eine legefaule sich im verdienten Ruhestand befindliche alte Oma ist, kann es sich also nur um das erste Ei von Pünktchen handeln, unserem im Juni geborenes Küken. Pünktchen ist inzwischen etwa 19 Wochen alt. Nach der alten Faustregel zur Legereife „Es dauert 21 Tage bis das Küken schlüpft und dann 21 Wochen bis die Henne Eier legt“ ist sie also sogar etwas frühreif! Schön, denn wir haben wahrlich Sehnsucht nach frischen Sonntagseiern und die bereits „bestellten“ neuen Hühner lassen aus verschiedenen Gründen auf sich warten. Das erste Ei scheint mir allerdings der perfekte Moment für ein kleines Hennen-Hühnerei-ABC.
Wie entsteht ein Hühnerei?
Hühnervögel haben – anders als Säugetiere – nur auf der linken Körperseite Geschlechtsorgane. Diese bestehen aus Eierstock, Eileiter, Eihalter (Uterus) und Vagina.
Ab der Legereife bestehen am Eierstock unterschiedlich große Follikel. Kleinere Follikel sind noch graugelblich, die reifen Follikel entsprechen eigentlich bereits dem Dotter und können bis zu 40 mm groß sein. Bei Erreichen der endgültigen Größe des Dotters platzt die Hülle des Eierstocks und gibt den Dotter an den trichterförmig geöffneten Eileiter ab. Das passiert alle 24 bis 36 Stunden.
Der Eileiter besteht aus mehreren Abschnitten, die verschiedene Funktionen erfüllen.
Im Eileitertrichter wird die Dotterkugel aufgefangen. Dort findet auch – sofern ein Hahn mitläuft – die Befruchtung eines Eies (oder heißt es Eis? Uta ist mit Figo und den Kindern wandern und kann heute nicht korrigieren…) statt. Dazu befinden sich im Eileiter Samentaschen, die Spermien bis zu zwei Wochen lagern können. Eine Henne muss also nicht täglich besamt werden, um befruchtete Eier zu legen!
Im Hauptteil des Eileiters werden in etwa 3 Stunden aus Drüsen der Eileiterwand die Vorläufer des Eiweißes um die Dotterkugel gelegt. Diese quellen später mit Wasser auf und bilden dann das eigentliche Eiklar. In der sogenannten Eileiterenge wird das Ei mit mit Sekreten umhüllt, die später als Schalenhaut das Eiweiß umgeben.
Im Uterus, der bei Hühnern auch Eihalter genannt wird, verweilt die Dotterkugel am längsten: insgesamt etwa 20 Stunden. Weiteres Eiweiß wird zugefügt und mit Hilfe von Wasser zum Quellen gebracht. Anschließend wird ebenfalls im Eihalter schrittweise die Schale gebildet und ausgehärtet – dieser Prozess nimmt die meiste Zeit in Anspruch.
Und ganz zum Schluss wird in nur etwa 15 Minuten das Ei in der Vagina von der Eihaut umhüllt und dann über die Kloake ausgeschieden.
Kann ein Huhn mehr als ein Ei am Tag legen?
Etwa alle 24-36 Stunden findet bei legereifen Hühnern ein Eisprung statt. Anschließend verbleibt das sich entwickelnde Ei insgesamt etwa 24 bis 25 Stunden im Eileiter und durchläuft den oben beschriebenen Prozess. Trotz intensiver Zuchtbemühungen ist es bisher nicht gelungen, diese Zeit zu verkürzen und deswegen ist es auch nicht möglich, dass ein Huhn mehr als ein Ei am Tag legt.
Güteklassen und Gewichtsklassen bei Eiern
Alle Eier, die wir Endverbraucher kaufen können, entsprechen laut EU-Richtlinien der Güteklasse A. Dies bedeutet, dass die Schale sauber und unbeschädigt ist, von den Eiern kein Fremdgeruch ausgeht und eine Vielzahl weiterer Qualitätsmerkmale vorliegen. Eier der Güteklasse B werden in der EU nur an die Industrie verkauft.
Die Gewichtsklassen teilen Eier in 4 verschiedene Größen: S, M, L und XL. Eier der Größe S wiegen weniger als 53g, Eier der Größe M wiegen zwischen 53 und 63 g, L-Eier wiegen zwischen 63 und 73g und XL-Eier mehr als 73g.
Das Wichtigste zum Schluss: die Herkunft der Eier bzw. Haltungsart der Hühner!
Auf allen Eiern der Güteklasse A befindet sich ein aufgestempelter Erzeugercode, mit dem das Ei bis in den Stall, in dem es gelegt wurde, zurückverfolgt werden kann. Wichtig an diesem Erzeugercode ist die erste Ziffer, da sie Auskunft über die Haltungsart gibt:
0 – das Ei stammt aus ökologischer Erzeugung
1 – Freilandhaltung
2 – Bodenhaltung
3 – Käfighaltung
Dazu gibt es einen schönen Merksatz: Zwei und drei sind Quälerei!
In der Hoffnung, dass Pünktchen nicht eine verzauberte Wachtel ist, sondern die Eier noch DEUTLICH größer werden und ihr ein Verhalten angeboren ist, Eier nicht dauerhaft aus der Kloake plumpsen zu lassen, sondern sie auch ohne leuchtendes Vorbild irgendwann die Legenester entdeckt (in die ich jetzt gekaufte Eier gelegt haben, sozusagen ein Wink mit dem Zaunpfahl), verbleibe ich mit vielen Grüßen!
Julia
Auf dem ersten Bild sieht das Ei ja noch ganz normal aus ;o)
Danke für deine Reise durch den Hühnerkörper! Immer wieder faszinierend. :o)
Hach, ich bin ein bißchen neidisch und hoffe, dass ich nächstes Jahr (oder das darauf?) dann auch in das Abentuer Hühnerhaltung einsteigen kann.
Da ich grüne Eier liebe: Hast du Araucana oder gibt es auch Grünleger MIT Schwanz? Das wäre grandios!
LG
Lisa
Hallo Lisa,
dazu kann ich nur sagen, ich hätte auch so gerne eine Grünlegerin, auch unter den Vorwerkhühnern gibt es manchmal welche, aber leider nicht unter meinen…
Ich bin aber auch gespannt, ob Julia weiß, welche Rassen überwiegend grün legen, ich weiß es nämlich leider auch nicht….
Liebe Grüße
Uta
Danke, das war sehr informativ.
Kleine Anmerkungen:
Meine Oma hatte zum Nestfinden Toneier in den Legenestern…und bei den Chinesen heißen grüne Eier tausendjährige. Schmecken wie Käse mit Eigeschmack
LG
Goldi