Reitturnier mal anders

Jetzt will ich euch erzählen, wo ich gestern, also Himmelfahrt, gefroren habe. Wir besuchten ein reiterliches Großereignis in einem unserer zahlreichen Nachbardörfer im Cuxland. Himmelfahrt, das bedeutete früher, als ich noch bei einem Reitverein in der Lüneburger Heide aktiv war, eine Ralley – Mannschaften aus Reitern, Radfahrern und Joggern oder Autofahrern stoben durch die Landschaft um Aufgaben zu lösen, z.B. ein rohes Ei mitzubringen (als Reiter durchaus heikel), die Heidschnucken auf dem Brunsberg zu zählen oder Äste verschiedener Baumarten mitzubringen und diese auch botanisch korrekt zu bestimmen. Das war immer lustig und eine gute Gelegenheit, mit seinem Pferd einfach nur Spaß zu haben – denn darum geht es doch bei der ganzen Reiterei, oder?

Traditionsreiterei und Tortentafel

Um den Spaß ging es auch gestern – aber auch um Pokale. Es fand nämlich ein Mannschaftspokalringreiten statt und da unser Reitverein auf eine ruhmreiche Ringreitervergangenheit zurückblickt, waren wir gleich mit drei Mannschaften vertreten. Und etlichen Groupies so wie mir. Sehr schön an diesen dörflichen Events sind immer die Tapeziertische voller Landfrauentorten – ein Highlight war Schokotorte, dazu wurde Sprühsahne mit Eierliköraroma gereicht – großartig, echtes Vatertagsfeeling!

Ringe zum Glück

Aber zurück zum Ringreiten. Als ich hier zum ersten Mal Zeuge dieser Tradition wurde, hatte ich noch so gar keinen Plan. Wir saßen träge am abgegessenen Frühstückstisch, als sich schmissige Marschmusik näherte. Kreuz und quer durch das Dorf ritt der gesamte Reitverein in Turnierkleidung, mit Spielmannszug und Standartenreiter. Königsringreiten, wie ich dann erfuhr – eine Riesensause. Nach Stunden kam die gesammelte Mannschaft auf dem Reitplatz an. Sie hatten Schülerkönig/in, Jugendkönig/in, und König/in jeweils am Standort des Pferdes abgeholt. Ich kannte Ringreiten nur von Reiterspielen, da hatten wir Lanzen aus Besenstielen gebastelt und ziemlich große Ringe aufgehängt, um die Trefferquote zu erhöhen. Es ging in unserem Freizeitreiterverein ja wie gesagt hauptsächlich um den Spaß mit dem Pferd. Daher war ich ziemlich verblüfft, als ich die popeligen „Stecher“ sah, mit denen beim ernsthaften Ringreiten in dazu noch winzige Ringe gestochen werden muss.

Höchste Konzentration beim Ringreiten

Höchste Konzentration!

Meine Tochter hat den Ring beim Ringreiten getroffen.

Ersehnte Beute

Über die folgenden Jahre konnte ich verschiedene Techniken kennenlernen: Im gestreckten Galopp quasi „freehand“ mit ausgestrecktem Arm den Ring durchbohren, in vollendeter Versammlung fast im Standgalopp den Ring liebevoll und sanft aus dem Schloss herauslösen, und alles dazwischen. Was man aber beim Ringreiten eigentlich nie sieht, ist verbissenes Herumgezerre an den Zügeln, wie man es leider bei nicht wenigen Turnierreitern beobachten kann, wenn sie „mit der Leistung ihres Pferdes“ nicht zufrieden sind – und dabei vergessen, dass es IHRE Leistung ist. Und vergessen, dass Reiten Spaß machen soll. Dem Reiter und dem Pferd.

Erinnert Euch: Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde!

Das Ringreiten gestern war zumindest mal wieder eine schöne Sache und ich finde es toll, dass es in unserer Region noch so intensiv betrieben wird.

Mit reiterlichen Grüßen
Uta

3 Kommentare

  1. winfried.kiesbueye@ymail.com'
    winni sagt:

    toller Bericht. Ich habe nie das Glueck gehabt bei einem Pferderingreiten mitzumachen. Aber auf einem Fahrrad habe ich Ringreiten (oder heisst es Ringfahren) in Daenemark vor vielen Jahren mitmachen duerfen , da ich kein Pferd hatte. War genau so spannend wie bei den Reitern. Leider wurde ich letzter mangels Erfahrung und Uebung.

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