Robbenparade

Einmal noch müsst Ihr einen Urlaubsrückblick (samt Diashow) ertragen, dann schauen wir wieder nach vorne! Aber von einer Tierart möchte ich noch berichten, die man auch nicht so oft im Alltag trifft. Es sei denn, man macht sein freiwilliges ökologisches Jahr irgendwo an der Küste. Oder wohnt da und fährt Kutter. Wir hatten Glück und brauchten nur die Uferpromenade entlang zu flanieren, da sahen wir sie schon. Robben. Direkt gegenüber faulenzten sie auf einer Sandbank. Große, kleine, gefleckte, gelbe, braune, graue…. Diese optische Vielfalt ließ mich schlagartig ins zoologische Straucheln kommen. Waren das jetzt alles Robben derselben, ähhh, Gattung, Art, Familie, wie war das noch gleich??? Und wenn ja, welche????

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Ja, ja, Ihr habt es sicher sofort erkannt, es handelt sich um Seehunde, schon klar. Der Kopf und die Art, wie sie ihre hinteren Flossen halten ist schon ziemlich eindeutig. Sie können nämlich ihre „Hinterflossen“ nicht unter den Rumpf führen und sich daher auch nicht an Land mit ihnen vorwärts bewegen. Diese Seehunde wollten sich allerdings auch gar nicht fortbewegen. Sie machten höchstens ein paar gymnastische Bauch-Beine-Po-Übungen im Liegen (achtet mal auf den gelblich-grauen) und verließen auch dann ihre Sandbank nicht, als die Flut kam und es ziemlich eng wurde. Sie waren einfach tiefenentspannt.

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Kleines Robben-Einmaleins

Da sich nun ganz allmählich Begriffe wie Hundsrobbe und Ohrenrobbe in mein urlaubsträges Hirn schlichen, möchte ich hier einen kleinen Exkurs in die Robbenzoologie wagen:

Familie Ohrenrobben:

  • Seebären (Südamerikanischer, Südafrikanischer, Nördlicher)
  • Mähnenrobbe (Patagonischer Seelöwe)
  • Kalifornischer Seelöwe

Familie Hundsrobben:

  • Kegelrobbe
  • Seehund
  • Baikalrobbe

Familie Walrosse:

  • Walross (gibt es eigentlich noch Antje? …Nein, ich habe das gerade mal hier nachgesehen, sie starb 2003 mit 27 Jahren im Tierpark Hagenbeck. Danach wurde sie übrigens ausgestopft….)

Der Seehund gehört also wie die ebenfalls in Nord- und Ostsee vorkommende Kegelrobbe zur Familie der Hundsrobben. Diese haben im Gegensatz zu den Ohrenrobben keine Ohrmuscheln, sondern nur kleine Öffnungen als Ohren. Diese können sie aber beim Tauchen verschließen. Und tauchen können sie ziemlich lange, 20 min sind normal, bis zu 40 min können es auch mal werden. Wenn sie nicht an Land schlafen, können sie sich im Wasser schlafen legen. Sie sinken dann allmählich ab und wachen nach 20 min wieder auf, um Luft zu holen. Echte Schlafexperten, das haben sie uns ja auch eindrucksvoll präsentiert.
Wie gesagt können Hundsrobben ihre hinteren Flossen nicht unter den Rumpf bewegen, weshalb sie an Land nur „robben“ können… Die anderen Robbenfamilien stoßen sich dabei mit den Hinterflossen ab und sind daher beim Sandbankrobben etwas schneller, im Wasser können Seehunde aber exellent schwimmen und sind aufgrund ihrer Körperform pfeilschnell unterwegs.

Ein schöne Übersicht über (seine) Tiere aus nordischen Regionen und damit auch den Seehund hat der Zoo am Meer Bremerhaven angelegt (https://zoo-am-meer-bremerhaven.de/de/unsere-tiere.html). Der Zoo ist überhaupt sehr schön, klein aber fein. Mit den „Tiergrotten“, wie der Zoo früher hieß, hat er nichts mehr zu tun – da ist nichts „grottig“, finde ich.

Wer noch mehr über Seehunde wissen will, besucht am besten die Seehundstation Friedrichskoog an der schleswig-holsteinischen Wattenmeerküste oder als niedersächsisches Pendant die Seehundstation Norddeich. Man kann die Arbeit dort auch unterstützen und z.B. Heuler-Pate werden. Das ist vielleicht auch ein nettes Geburtstagsgeschenk für Tierfreunde, die sonst schon alles haben….

Heuler am Strand – was nun?

Bei dieser Gelegenheit fiel mir wieder ein, dass wir vor einigen Jahren in den Herbstferien einen Heuler fanden. Wir waren auf einer deutschen Nordseeinsel unterwegs. Es war ziemlich windig und der lose Sand flog uns am Strand nur so um die Ohren. Daher stoplerten wir fast über einen kleinen Seehund, der schon halb eingeweht war. Der Heuler lag ziemlich weit entfernt von der Wasserkante am Dünenrand. Schlagartig brach bei uns Panik aus. Hektisch den Hund an die Leine genommen, Handys gezückt, aber wen ruft man an? Ich bin dann zum Kurhaus gerannt, die schickten mich zum Seehundbeauftragten, der aber leider nicht zu Hause war.   Als ich die am Haus angebrachte Handynummer für Notfälle anrufen wollte, war mein Akku alle…. Aus einem nahegelegenen Hotel lieh ich mir einen Stift, um die Heuler-in-Not-Nummer aufzuschreiben, und rannte wieder zum Strand, damit mein Mann mit seinem Handy dort anrufen konnte. Und was wurde uns gesagt: Es sei völlig normal, dass junge Seehunde am Strand pausieren. Solange das Tier nicht krank wirken würde, sollte man gar nichts machen. Wir sollten einen Abstand von mindestens 100 m einhalten, um das Tier nicht zu stressen (meine Familie hatte sich natürlich schützend um das Jungtier gestellt, damit keiner drauflatschte…).


Heute weiß ich es auch besser. Seehunde werden im Juni und Juli geboren. Nur in den ersten vier Lebenswochen werden sie Heuler genannt, weil sie nach ihrer Mutter heulen, wenn diese jagen geht und das Kleine am Strand zurücklässt. Nur wenn die Heuler eindeutig verwaist sind, d.h. die Mutter definitiv nicht zurückkehrt, dürfen beauftragte Seehundjäger die Heuler in Obhut nehmen. Im Herbst, als wir den kleinen Seehund fanden, sind diese schon sehr selbständig und nur bei Krankheit hilfebedürftig. Unser kleiner Findling war aber gar nicht krank sondern robbte allmählich in Richtung Wasser, als wir ihm wieder den Platz dazu ließen….

Zur Zeit werden bereits die ersten kleinen Seehunde aus den Seehundstationen in die Natur ausgewildert. Bis alle wieder auf freiem Fuß sind, kann es wohl noch einige Monate dauern.

Viel Glück!!!
Uta

 

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