Wahr oder nicht? Borreliose beim Pferd

Tja, kein leichter Spielball, das Thema Borreliose beim Pferd. An dieser Frage scheiden sich nach wie vor die Geister. Allerdings gibt es heute wohl fast niemanden mehr, der grundsätzlich ausschließt, dass auch Pferde Borreliose bekommen können.

Wahrheiten

Wahr ist: Auch Pferde bekommen Zecken (besonders die Glückspferde, die ihre Nasen tief ins hohe Gras stecken dürfen und die Mustangs, die durch die Weiten der Prärie preschen dürfen).
Wahr ist: Diese Zecken können Träger von Borrelien sein, d.h. diese Bakterien halten sich in den Zecken auf (s. Hund und Katze).
Wahr ist: Diese Borrelien können auch beim Pferd ca. 12 Stunden nach Beginn des Saugakts von der Zecke auf das Pferd übertragen werden.
Wahr ist: Auch Pferde reagieren darauf mit einer Immunantwort, d.h. sie bilden Antikörper gegen die Borrelien. Das kann man mit einer serologischen Untersuchung einer Blutprobe nachweisen.

Fies: Hier tummeln sich sicher nicht nur malerische Wassertropfen, sondern auch Zecken

Grauzone

Werden Pferde wirklich durch die Borrelien krank? Ja, das werden wohl – einige wenige. Aber längst nicht alle, bei denen man den Kontakt mit Borrelien durch eine Blutuntersuchung nachweisen kann!
Und kann man bei allen Pferden, die durch Borrelien krank werden, also eine Borreliose entwickeln, diese auch nachweisen? – Nein, leider nicht.

Symptome

Chronische Erkrankungen wie wiederkehrende Lahmheit, wandernde Gelenkschmerzen, Abmagerung, Leistungsabfall, Augenentzündungen, Hufrehe und Fortpflanzungsstörungen werden einer Borreliose zugeschrieben. Meistens fallen diese Symptome erst längere Zeit nach einem Zeckenbefall auf. Borrelien können sich im Gewebe in „schlafende Formen“ umwandeln. Diese Formen können jahrelang inaktiv herumliegen und dann plötzlich wieder aktiv werden und Probleme bereiten. Solange sie schlafen, kann man sie weder nachweisen noch mit Medikamenten bekämpfen.

Nachweise

Wird eine Borreliose vermutet, wird zuerst das Blut auf Antikörper gegen Borrelien untersucht. Liegt eine erhöhter Titer (=Spiegel) vor, weiß man, dass das Pferd Kontakt mit Borrelien hatte. Dieser Kontakt kann aber auch schon länger zurück liegen und sagt noch wenig über die Borrelien als Krankheitsverursacher aus. Daher wird weiter untersucht mit dem Ziel, lebende Borrelien oder zumindest ihr Erbgut aus Gewebeproben nachzuweisen. Das ist aufwendig und gelingt leider nicht immer…

Was tun?

Eins sollten sich aber alle Pferdehalter merken: Da es nicht ausgeschlossen ist, dass mein Pferd durch einen Zeckenstich mit Borrelien infiziert wird UND daran erkrankt, sollten auch Pferde genauso wie Hunde, Katzen, Kinder, Partner…..täglich auf Zecken untersucht werden. Entdeckte Übeltäter werden sofort mit einer Zeckenzange oder -karte (zur Not mit den Fingern – ohne zu quetschen!!!) entfernt. Besonders Weidepferde und Buschreiter-Pferde sammeln gerne mal Zecken auf. Diese sitzen mit Vorliebe an so schön weichen Stellen wie im Zwischenschenkelbereich, am Ellenbogen oder an den Nüstern. Schnell weg damit und die Gefahr, dass Borrelien übertragen wurden schrumpft gegen Null. Außerdem sitzen Zecken gerne auf Kniehöhe in höherem Gras und in Buschwerk. Mit entsprechendem Weidemanagement und Auswahl der Reitwege lässt sich die Zeckengefahr also auch verringern.

Mein Reitbeteiligungs-Pferd hatte neulich eine Zecke auf der Nase. Ich hatte natürlich keine Kamera zur Hand (auch keine Zeckenzange….). Fachmännisch wollte ich hochwichtig die tierärztliche Tätigkeit der Zeckenentfernung vornehmen – doch als ich nach ihr griff, fiel sie von selber ab. Sie saß noch gar nicht fest und ich war meines großen Auftritts beraubt….

Kleinlaute Grüße
Uta

…und hier gibts die Fakten zur Borreliose beim Pferd im Überblick