Zecken-Alarm / Borreliose

Wir werden momentan von Zecken geradezu überschwemmt (liegt es an den milden Wintern, dass es davon so viele gibt?), daher heute mal ein paar Fakten zu diesen widerlichen Viechern:

Zecken gehören zu den Spinnentieren – haben also acht Beine – und entwickeln sich aus einem Ei über ein Larven- und mehrere Nymphen-Stadien in adulte, also ausgewachsene Zecken, die wiederum Eier legen. Für jede Weiterentwicklung benötigt die Zecke eine Blutmahlzeit bei einem warmblütigen Wirtstier. In der Natur stehen den Zecken dafür viele verschiedene Warmblüter zur Verfügung: Rehe, Igel, Mäuse, Maulwürfe – aber eben auch Hunde, Katzen, Pferde und wir Menschen.

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Der Stich der Zecke (es ist tatsächlich ein Stich, obwohl es aussieht, als „beiße“ die Zecke herzhaft zu)  ist eigentlich ungefährlich, nur sehr selten kommt es an der Stichstelle zu einer kleinen Hautentzündung. Problematisch ist aber, dass Zecken beim Blutsaugen Speichel auf ihren Wirt übertragen – und dieser Speichel kann gefährliche Bakterien, Viren oder Blutparasiten enthalten.

Am bekanntesten sind Zecken als Überträger der Borreliose

Borrelien sind Bakterien, die im Darm EINIGER Zecken leben. Die genaue Anzahl der mit Borrelien infizierten Zecken ist nicht bekannt, je nach Region schwanken die Angaben zwischen 5 und 90%!
Saugt eine Zecke Blut, so steigt ihre Körpertemperatur an. Erst dieser Temperaturanstieg „weckt“ die Borrelien im Zeckendarm auf. Sie wandern in die Speicheldrüsen der Zecke und können ab etwa 12 Stunden nach Beginn des Saugaktes auf das Wirtstier übertragen werden.

Was genau machen Borrelien?

Ein gesundes Abwehrsystem wehrt sich gegen eindringende Bakterien. Dazu stehen ihm verschiedene Mechanismen zur Verfügung. Gegen Borrelien bildet das Abwehrsystem spezielle Antikörper, die bestimmte Strukturen auf der Oberfläche dieser Bakterien erkennen (für diejenigen, die es genau wissen wollen: Diese Oberflächenstrukturen nennt man Antigene und sie sind für jedes Lebewesen charakteristisch. Die Antikörper werden „passgenau“ zu einem bestimmten Antigen gebildet. Antikörper gegen Tollwut z.B. erkennen nur Tollwutviren, Antikörper gegen Borrelien eben nur Borrelien. Nur in wenigen Fällen gibt es auch mal Kreuzimmunitäten, aber das führt hier zu weit…). Die Antikörper verbinden sich mit den Borrelien zu einer Art „Klumpen“, den Antigen-Antikörper-Komplexen.  So schafft es das Abwehrsystem in vielen Fällen, die Borrelien wieder zu beseitigen und so das Entstehen einer Borreliose zu verhindern. ABER, manchmal klappt es eben doch nicht so ganz, weil:

  • Borrelien ihre Oberfläche ständig verändern können und dadurch nicht schnell oder gar nicht mehr von den Antikörpern erkannt werden.
  • Borrelien sich in Körperzellen „verstecken“ und dann nicht mehr von den Antikörpern gefunden werden. Sie können diese jedoch jederzeit wieder verlassen und einen Krankheitsschub auslösen.
  • manche Antikörper Borrelien zwar „einfangen“ und Antigen-Antikörper-Komplexe bilden, diese sich dann aber dummerweise z.B. in Gelenken ablagern und dort zu chronischen Entzündungen führen.


Verschiedene Lebewesen reagieren unterschiedlich auf Borrelien

Wildtiere beispielsweise sind sehr häufig mit Borrelien infiziert und entwickeln überhaupt keine Symptome – sie scheinen immun gegen diese Erkrankung zu sein. Auch Katzen besitzen nach heutigem Wissenstand eine sehr geringe Empfindlichkeit gegenüber Borrelien. Zwar kursieren im Netz viele Geschichten über an Borreliose erkrankte Katzen, an verschiedenen Universitäten konnten allerdings selbst bei künstlich infizierten Katzen keine Symptome beobachtet werde. Katzen scheinen ein beneidenswertes Immunsystem zu besitzen.

Beim Menschen sind Hautrötung, Fieber, Abgeschlagenheit, Nachtschweiß und Muskelschmerzen typisch – diese Symptome scheinen bei Hunden nicht oder sehr selten aufzutreten. Hunde leiden eher an Lahmheiten durch Gelenkentzündungen. Ein oder auch mehrere Gelenke können geschwollen und warm sein. Diese Entzündungen können ganz plötzlich verschwinden und nach einigen Tagen erneut auftreten. Die gute Nachricht: Auch Hunde haben eine geringe Empfindlichkeit gegen Borrelien. Man kann davon ausgehen, dass zum Glück nur wenige der mit Borrelien infizierten Hunde auch klinische Symptome einer Erkrankung entwickeln. Diese Symptome treten häufig erst Wochen oder Monate nach dem Zeckenstich auf.  Und Pferde? Diese Frage gebe ich an Uta weiter!

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Aber was tun gegen diese unangenehmen Parasiten? Um unsere Katzen mache ich mir keine Sorgen, aber in den letzten Tagen hatten sie immer eine oder mehrere Zecken im Fell hängen, die sich noch nicht festgesaugt hatten, sondern auf unserem Sofa oder auf dem Küchenfußboden landeten. Und von dort ein Kinderbein eroberten…..Außer noch häufiger Staub zu saugen, habe ich dazu noch keine schlaue Idee.
Über vorbeugenden Maßnahmen gegen Zeckenbefall bei Hund und Katze werde ich euch bald mehr berichten. Wer nicht abwarten möchte, kann schon mal bei Lumpi 4 gucken. Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass dort angegeben wird, dass sogar drei Viertel der infizierten Hunde Lahmheiten entwickeln und nicht nur wenige. Da sieht man gleich das Problem mit der Borreliose: viele Meinungen, viele Untersuchungen und noch zu wenig gesicherte Informationen.

Zusammengefaßte Informationen ohne Tüdelut-Geschichten zur Borreliose beim Hund findet ihr hier!

Derzeit zeckenfreie Grüße,
Julia

P.S. Noch ein praktischer Tipp zum Schluss: Zecken sollten theoretisch ohne Druck auf den Körper entfernt werden, damit beim Entfernen nicht noch schnell Bakterien aus den Speicheldrüsen in den Wirt gedrückt werden. Dazu soll die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentferner nah an den Mundwerkzeugen gefaßt und mit anhaltendem aber sanften Zug nach oben entfernt werden. Die Zecken „kitten“ sich ein, es kann also einen Moment dauern. Früher sollte man ja drehen, davon wird inzwischen abgeraten. Beim Menschen klappt das so auch sehr gut, aber wenn eine Katze auf meinem Schoß liegt habe ich garantiert keine Pinzette zur Hand und nach dem Holen der Werkzeuge finde ich die Zecke oft nicht wieder. Deswegen mache ich es inzwischen einfach mit den Fingern und ziehe so auch deutlich weniger Fell heraus. Inzwischen kommmt allerdings keine unserer Katzen mehr zum Streicheln zu mir, weil ich fast immer eine Zecke finde… Da freut man sich ja schon fast wieder ein bisschen auf den kuscheligen, zeckenfreien Winter.

Bitte kein Öl, Balistol & Co verwenden!

3 Kommentare

  1. godt-donnern@t-online.de'
    Suse sagt:

    Moinsen,

    gefällt mir , euer Tiergezwitscher – blog : sehr vielseitig und erfrischend zu lesen.
    Nun stelle ich aber noch mal die Frage in den Raum :
    Liegt es an den milden Wintern ,oder nicht ? ….
    Herzliche Grüße
    Suse

    • Julia sagt:

      Liebe Suse,
      diese Frage ist ziemlich schwierig zu beantworten. Sicher ist, dass die Zecken bei milden Temperaturen über etwa 7° Celsius aktiv bleiben und man sich also auch an einem warmen Januar-Tag eine Zecke holen kann. Ob sich das warme Wetter aber aus Zecken-Sicht positiv auf die Gesamtpopulation auswirkt, also im Sommer dann insgesamt mehr Zecken aktiv sind, ist nicht so ganz geklärt. Dann würde man ja in Schnee-sicheren Ländern wie Schweden oder Norwegen auch im Sommer deutlich weniger Zecken erwarten, aber das ist nicht der Fall. Und ein trockener April kann die Zeckenpopulation laut Literatur deutlich mehr schaden als ein warmer Winter helfen kann.
      Also mit den Zecken ist das alles sehr kompliziert. Ich frage mich beispielsweise auch, ob gerade aus Eiern geschlüpfte Zecken bereits mit Borrelien & Co infiziert sein können. Für mein Verständnis müssen die doch erst an einem „verseuchten“ Wirt saugen, oder? Aber warum dann diese Panik, vor Zecken die man kaum sehen kann? Und so richtig sicher bin ich mir auch nicht bei folgendem Sachverhalt: Die Zeckenschutzmittel bei Hund und Katze wirken laut Herstellerangaben verzögert, während der Floh auf einem behandeltem Hund sofort tot umfällt, dauert es bei einer Zecke viele Stunden bis sie stirbt. Kann sie dann während dieser Zeit noch Krankheitserreger übertragen?
      Also, Uta und ich werden uns mal um einen Zecken-Experten bemühen, der uns all diese Fragen beantworten kann!
      Die Antworten dann hoffentlich bald hier!
      Liebe Grüße,
      Julia

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