Flohspeichelallergie, Flohbissallergie, Flohdermatitis, Flohallergie oder FAD

Letzte Woche haben wir einen Gastbeitrag bei Haustiertests.de zum Thema Flöhe veröffentlicht. Kurz erwähnt haben wir dabei auch das Thema Flohspeichelallergie. Diese Erkrankung hat viele Namen, wie unsere Überschrift zeigt…

FAD – Floh-assoziierte Dermatitis – eine häufige Allergie bei Hund und Katze

Tiere, die an einer Flohallergie leiden, reagieren auf den Speichel des Flohs (den dieser beim Stich abgibt) mit einer überschießenden Antwort des Abwehrsystems. Auch die Ausscheidungsprodukte der Flöhe scheinen bei empfindlichen Tieren zu einer Reaktion zu führen. Ein einziger Flohstich alle 10-14 Tage scheint auszureichen, um die Symptomatik aufrecht zu erhalten!

Typische Hautveränderungen bei einer FAD sind Rötung, Schwellung und meist ein unglaublicher Juckreiz. Bei vielen Hunden und Katzen sind diese Hautveränderungen auf Rücken und Flanken beschränkt – auch wenn der Floh in die Brust gestochen hat. Die Allergiesymptome treten vollkommen unabhängig vom Ort des Flohstichs auf!

Die Tiere kratzen, lecken und knabbern oft pausenlos und da raue Zungen und spitze Krallen ja nicht gerade zimperlich sind, kommt es sehr schnell zu massiven Hautverletzungen. Und in diesen geschädigten Hautbereichen können sich Bakterien, die sich in geringer Menge überall auf der Haut befinden, wunderbar und blitzschnell vermehren. Das Resultat: feucht-schmierige Entzündungen, Krusten, Haarausfall, und noch mehr Hautrötung und -schwellung.

Diagnose einer Flohspeichelallergie

Bis die Symptome auftreten, ist der Floh natürlich bereits über alle Berge. Man geht davon aus, dass sowieso nur 5% der Flöhe auf dem Tier zu finden sind, der Rest vergnügt sich im Teppich, in Ritzen oder im Bett. Mit den üblichen Diagnosemaßnahmen (d.h. Fell mit Flohkamm auskämmen, dunkle Krümel auffangen und anfeuchten, bei rötlicher Färbung handelt sich sich um Flohkot) kommt man also nicht immer weiter und außerdem sind die Hautveränderungen häufig so massiv, dass das Auskämmen gar nicht mehr möglich ist.

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Flohspeichelallergien gehören zu den häufigsten Allergien bei Hund und Katze. Sollte das typische Reaktionsmuster – also die oben beschriebenen Veränderungen vor allem an Rücken und Flanke – vorliegen, kann man eine so genannte diagnostische Therapie durchführen. Dabei wird, ohne dass weiter nach der Ursache geforscht wird, mit der bei einer Flohspeichelallergie üblichen Behandlung (s. etwas weiter unten) begonnen. Bessern sich die Symptome, geht man davon aus, dass eine Flohspeichelallergie vorliegt.

Ein Allergietest ist ebenfalls möglich, um eine Flohspeichelallergie zu diagnostizieren. Dieser kann mit einer Blutprobe oder durch eine kleine Injektion des Allergens (in diesem Fall Flohspeichel) in die Haut durchgeführt werden. Ein positiver Allergietest ist ein deutliches Zeichen für das Vorliegen einer Flohspeichelallergie. Ein negativer Test schließt eine Allergie leider jedoch nicht zu 100% aus.

Welche Behandlung hilft bei einer Allergie gegen Flohspeichel?

Egal ob diagnostische Therapie oder bestätigte Allergie: Das Ziel der Behandlung ist es, keine Flöhe in der Umgebung des allergischen Tieres zu dulden. Dazu nutzt man meist zwei verschiedene Strategien:

Mit so genannten Adultiziden werden ausgewachsene (adulte) Flöhe getötet. Typische Medikamente dieser Kategorie sind beispielsweise Advantage, Adventix, Frontline und Prac-tic. Diese Medikamente wirken zwar alle unterschiedlich – einige lähmen beispielsweise die Kaumuskulatur der Parasiten und andere führen zu einer Dauererregung des Nervensystems – führen jedoch innerhalb von 24 Stunden zum Tode aller sich auf dem Tier bewegenden Flöhe. Deswegen wird dieser Behandlungsansatz unter Fachleuten auch Kurzzeit-Flohkontrolle genannt.

Genauso wichtig ist jedoch die Langzeit-Flohkontrolle. Um diesen Ansatz zu verstehen, ist es gut, ein bisschen Hintergrundwissen über die Vermehrung von Flöhen zu haben.
Weibliche Flöhe legen nach einer ersten Blutmahlzeit bis zu 50 Eier am Tag. Diese fallen aus dem Fell des Tieres und verteilen sich kreuz und quer in der Umgebung. Aus diesen Eiern schlüpfen Larven, die sich verpuppen und in diesem Puppenstadium bis zu 12 Monate (!)  verweilen können. So warten sie sozusagen auf bessere Zeiten: Wenn die äußeren Bedingungen ideal sind oder sie durch Erschütterung, Licht oder Wärme bemerken, dass ein mögliches Opfer in der Nähe ist, verwandeln sie sich blitzschnell in einen adulten Floh und stechen zu.
Medikamente, die zur Langzeit-Flohkontrolle eingesetzt werden, besitzen so genannte „Insektenwachstumshemmer“, die die Entwicklung der Floheier stören und die Reifung und Verpuppung der Flohlarven verhindern. Stronghold und Program sind beispielsweise Medikamente, die diese Wirkung besitzen. Die Wirkstoffe reichern sich nach der Applikation hauptsächlich im Fell an. Wenn unsere Tiere dann Fell (haaren Eure Tiere etwa?), Hautschuppen und Co verlieren, verteilen sie die Wirkstoffe in der Umgebung und wirken so auch auf bereits gelegte Eier. 😀

Bei Tieren, die gegen Flöhe geschützt werden müssen, sollten beide oben beschriebenen Medikamentengruppen eingesetzt werden. Einige Arzneimittel bieten diese verschiedenen Wirkstoffgruppen direkt als Kombination an. Dazu gehören beispielsweise Frontline Combo und Advocate.

Diese Medikamente müssen in verkürzten Intervallen eingesetzt werden. Wenn auf dem Beipackzettel ein Behandlungsintervall von 4 Wochen angegeben ist, sollte zumindest am Anfang die nächste Dosis bereits nach 2 Wochen gegeben werden. Langsam kann man sich dann an 3 Wochen herantasten. Und wichtig ist auch: alle im Haushalt lebenden Tiere müssen im gleichen Rhythmus behandelt werden. Das kann ziemlich teuer sein….

Es gibt aber kein Patentrezept bei Flohspeichelallergien. Die oben beschriebenen Maßnahmen werden vielen Tieren helfen, manchmal müssen aber auch Sonderlösungen gefunden werden. Und leider ist es so, dass Tiere mit einer Allergie gegen Flöhe und ihre Ausscheidungsprodukte lebenslang vorbeugend gegen Flöhe behandelt werden müssen. Desensibilisierungen sind bisher nicht erfolgreich!

Und nicht zu vergessen: Die Hautentzündungen müssen natürlich auch behandelt werden. Dazu können desinfizierende und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden, in Einzelfällen Antibiotika notwendig sein und leider wird sehr häufig auch der ungeliebte Halskragen angelegt werden müssen.
Wichtig ist nämlich, dass die Tiere sich das Kratzen, Lecken und Beißen auch wieder abgewöhnen und nicht durch die kleinste störende, weil heilende Kruste wieder mit dem Teufelskreis beginnen. Früher haben diese Tiere dann immer Kortison bekommen, heutzutage ist man damit etwas zurückhaltender.  Außerdem gibt es seit dem letzten Jahr ein wohl sehr wirksames Medikament namens Apoquel, das weder ein Kortison noch ein Antihistaminikum ist und in vielen Fällen Erleichterung schaffen kann.

Was auch helfen kann: Juckreizschwelle niedrig halten!

Katzen und Hunde, die an einer Flohspeichelallergie leiden, reagieren häufig auch empfindlich auf andere Allergene wie z.B. Pollen, Milben, Hausstaub oder bestimmte Futtermittel. Diese ganzen „Juckreiz-Auslöser“ summieren sich, bis eine bestimmte, bei jedem Tier individuelle Juckreizschwelle erreicht ist und der Juckreiz beginnt. Es ist deswegen sinnvoll, alle „Juckreiz-Auslöser“ möglichst gut zu kontrollieren. Bei Gräsern und Pollen ist dies natürlich nur schwer möglich, aber bereits eine regelmäßige Entwurmung kann vielen Tieren Linderung verschaffen. Ein Versuch ist es jedenfalls immer wert!

Fotos?

Fotos gibt es heute leider nicht, nur Fachwissen. Hier sind nämlich alle Tiere – toi, toi, toi – frei von Flöhen und Allergien!
Julia

NotizzettelFLOHSPEICHELALLERGIE

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