Ist ein Tennisball wirklich schädlich für Hundezähne?

Hund bewacht TennisballHund fixiert TennisballUnser Hund ist sehr begeistert von Bällen. Auch von Tennisbällen. Er ist ein Balljunkie. Wenn ich mal Tennisbälle in den Trockner gebe, damit die Dauenjacke schön fluffig wird, dann riecht er das noch tagelang an meinen Händen. Er findet ja auch immer Bälle auf den Spaziergängen, schöne Hartgummibälle und manchmal eben auch Tennisbälle. Dann habe ich immer ein mulmiges Gefühl, denn ich erinnere mich, dass Tennisbälle gar nicht gut für Hundezähne sein sollen.

Tennisball – günstig oder gefährlich?

Ob das Spielen und Zerlegen von einem Tennisball wirklich den Zähnen meines Hundes schadet oder ob das nur ein durch die Hundespielzeugmafia bewusst verbreitetes Ammenmärchen ist, das wollte ich genauer wissen.

Im Internet findet man dazu viele Informationen. Von Explosionen des im Tennisball enthaltenen Gases beim Hereinbeißen bis zur Schleifpapierwirkung des Tennisballfilzes liest man so allerhand. Eine Studie oder Doktorarbeit zu dem Thema habe ich allerdings nicht gefunden und mich daher an ein Expertenforum gewandt. Dort wurde die allgemeine Meinung bestätigt: Quarzkristalle sowie Sand und Steinchen in Überzug des Tennisballs können bei intensiver Bearbeitung abrasiv auf die Zähne wirken. Das kann soweit gehen, dass die Zähne bis auf Höhe des Zahnfleisches abgerieben werden! Das könnte bei unserem Hund leicht geschehen, wenn er immer Tennisbälle zur freien Verfügung bekäme…

Hund zerlegt Tennisball

Aufbau eines Hunde-Zahns

Wenn man sich den Aufbau eines Zahns anguckt, dann besitzt der Zahn obendrauf eine schützende Schmelzkappe. Darunter liegt das Dentin. Umschlossen vom Dentin wird die Pulpahöhle, in der sich Nerven und Blutgefäße befinden (der Zahnnerv).

Der Schmelz ist sehr hart und verhindert, dass Reize (Kälte, Wärme, Druck etc.) in Richtung Pulpahöhle und damit an die Nerven weitergeleitet werden. Er verhindert auch das Eindringen von Bakterien. Unter der schützenden Schmelzkappe liegt das weichere Dentin. Im Dentin befinden sich feine Dentinkanäle, die u.a. mit Flüssigkeit gefüllt sind. Durch diese Kanäle kann ein Schmerzreiz in Richtung Nerven weitergeleitet werden. Auch können Bakterien durch eröffnete Dentinkanäle in die Pulpa eindringen und eine Pulpitis auslösen, besser bekannt als Zahnwurzelentzündung. Dies kann z.B. bei Zahnfrakturen geschehen, bei denen der Schmelz verletzt wird. Auch das Abraspeln des Zahnschmelzes durch intensives Herumnagen an einem Tennisball kann zum Freilegen des Dentins und damit zu Zahnschmerzen und zu einer Pulpitis führen! Manche Hunde raspeln sich ihre Zähne so stark herunter, dass sogar die Pulpahöhle direkt eröffnet wird! Pulpitis garantiert…

Reparaturarbeit des Dentins

Allerdings ist das Dentin sehr „aktiv“. Damit will ich sagen, dass im Dentin ständig Umbauprozesse stattfinden. Auf einen Defekt im Schmelz reagiert das Dentin z.B. mit der Bildung von Ersatzdentin (auch Stressdentin genannt), das von bräunlicher Farbe ist. Wird also der Schmelz allmählich abgerieben, bildet sich Ersatzdentin, das verhindert, dass z.B. Bakterien eindringen und das auch für ein geringeres Schmerzempfinden sorgt, indem die Dentinkanäle verschlossen werden. Es handelt sich aber weiterhin eben „nur“ um Dentin und das ist niemals so schützend und hart wie Zahnschmelz. Zahnschmelz kann aber im Gegensatz zum Dentin nicht erneuert werden, ist der Schmelz einmal weg, dann kommt er auch nicht wieder… Auch ist es nicht sicher, dass sich das Ersatzdentin schnell genug bildet, um den Zahn ausreichend zu schützen.

Daher empfehlen die Experten, immer röntgenologisch zu kontrollieren, ob es zu einer Pulpitis gekommen ist, sollte sich ein Defekt im Schmelz befinden und Dentin freiliegen. Und ich empfehle, alle Spielzeuge, die abrasiv auf Hundezähne wirken können, in der Mülltonne zu entsorgen…

Vollgummibälle machen schließlich genauso viel Spaß!

Hund kaut auf Gummiball

Und weil sie so schön springen, fliegen sie selbst bei Wurflegasthenikern wie mir auch mal richtig weit…

Liebe Grüße
Uta

 

12 Kommentare

  1. ueberraschungspakethund@googlemail.com'
    Isabella sagt:

    Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten: Lady hat Tennisbälle geliebt und immer auf einem rungekaut 🙂 Was deutlich sichtbar war (nach Jahren) ihre Zähne waren eher abgerundet als spitz – aber sonst hatte sie nie Probleme damit 🙂

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Damon und Cara

    • Uta sagt:

      Liebe Isabella,
      ein wenig nutzen sich die Zähne ja immer ab, aber man braucht den Prozess ja nicht unnötig zu beschleunigen
      Liebe Grüße
      Uta

  2. schmidt@edeka-foehr.de'
    Schmidt und Goofy sagt:

    Goofy sagt danke für den Tipp. Er wird seinen Tennisball entsorgen. Auch wenn es schwer fällt. Er macht soviel Spaß. Hmm. Aber was tut er nicht alles für strahlend schöne Zähne.

    • Uta sagt:

      Armer Goofy. Figo hat da größtes Verständnis. Er besitzt noch ein halbes Innenleben eines Tennisballs ohne schmirgelnden Filz…Das hat er vor der Tonne gerettet!
      Liebe Grüße
      Uta

  3. einfachsocke@gmail.com'
    Socke-nHalterin sagt:

    Unser Tierarzt hatte uns von der Verwendung von Tennisbällen abgeraten. Da Socke von Anfang an pflegeintensive Zähne hat, haben wir seinen Rat befolgt uns fühlen uns nach dem interessanten Bericht bestätigt. Zum Glück gibt es ja auch Dottis, Puschis, Eulis ……

    Viele liebe Grüße
    Sabine mit Socke

    • Uta sagt:

      Liebe Sabine,
      das stimmt! Der Vollgummi-Ersatz wurde allerdings auch sofort zerlegt… Sehr geringe Halbwertzeit!
      Liebe Grüße
      Uta

  4. newspinscher@gmail.com'
    Andrea sagt:

    Linda hat schon immer gesagt: Ne Bälle, lass mal. Besonders die Tennisbälle sind schlecht für die Zähne (und tun auch sehr weh, wenn man damit getroffen wird). Könnte ich bitte einen FUTTERDummy haben???

    Schlauer Hund!

    LG Andrea

    • Uta sagt:

      Liebe Andrea,
      Linda ist eben besonders schlau! Sonst wäre sie ja auch nicht Redakteurin eines berühmten Nachrichtenmagazins geworden!
      Liebe Grüße
      Uta

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