Sorgenfalten bei gestressten Pferden

Pferdekopf

Wenn ICH in den Spiegel sehe, sind sie eigentlich immer da: diese Falten auf der Stirn, mit denen ich aussehe, als sei ich böse oder gestresst. Wenn ich das sehe, bekomme ich einen Schreck,  entspanne bewusst meine Gesichtszüge und sehe gleich viel netter aus, finde ich. Hält leider nicht lange an. Aber heißen diese Sorgenfalten, dass ich dauergestresst bin???

Innerer Augenbrauenheber

Es soll zumindest so sein, dass Menschen bei Angst oder Traurigkeit einen Muskel anspannen, der innerer Augenbrauenheber heißt. Dann bekommt man dieses gequälte Aussehen und diese Stirnfalten, die sich mit zunehmendem Alter immer langsamer glätten und schließlich in tiefen Furchen münden, fürchte ich. Interessant fand ich es zu lesen, dass diese Sorgenfalten auch beim Pferd als Indikator für Leiden sogar messbar sein sollen. In der Schweiz wurde dazu eine Studie im Rahmen einer Doktorarbeit angefertigt (hier).

Sorgenfalten als Leidensindikator

Demnach soll die Anzahl der Falten über dem Augapfel  ein Hinweis auf Leiden im weitesten Sinne sein. Bekannt ist, dass der o.g. innere Augenbrauenhaber für die Entstehung dieser Falten verantwortlich ist. Auch wußte man schon länger, dass bei Pferden mit Schmerzen diese Sorgenfalten ausgeprägter sind. Im Rahmen der Studie hat man Pferde im zeitlich Abstand von zwei Tagen mit unterschiedlichen Reizen konfrontiert. Als angenehme Reize diente die Erwartung einer Futterbelohnung und Kraulen an Hals und Schulter, als negative Reize das Füttern des Nachbarpferdes und das Erschrecken mit einer Knistertüte. Gemessen hat man die Ausprägung der Sorgenfalten folgendermaßen: Die Augen wurden fotografiert (in neutraler, positiver und negativer Situation). Dann wurde eine horizontale Linie durch den Augapfel gelegt. Eine weitere Linie ging durch den höchsten Punkt der obersten Sorgenfalte und schnitt sich mit der horizontalen Linie, wobei sie einen Winkel bildete (Hähhh??? Wie gut, dass ich kein Mathelehrer geworden bin, meine Erklärungen sind ja total unverständlich…) Zumindest war dieser Winkel groß bei ausgeprägten Sorgenfalten und klein bei fehlenden Sorgenfalten. Und so war er dann auch groß bei negativen Reizen, mittel in neutralen Situationen und klein bei positiven Reizen. (Das mit der Futterbelohnung bzw. der Fütterung des Nachbarn funktioniert bei mir auch…)

Sorgenfalten führen zu einem bekümmerten Gesichtsausdruck

Das heißt also, an den Sorgenfalten meines Pferdes erkenne ich, ob es sich gerade gut fühlt oder schlecht. So ganz praxisreif ist die Methode wohl noch nicht. Ich finde, man braucht da eigentlich auch nicht viel zu messen, denn mit eine wenig Einfühlungsvermögen erkenne ich am Gesichtsausdruck, ob es dem Pferd gut geht oder nicht. Dazu habe ich mal versucht, ein paar Pferdeaugen in standardisierter Position von der Seite zu fotografieren und dabei wurden MEINE Stressfalten deutlich mehr… Die Pferde wollten immer schauen, was ich da mache oder schlafen… Aber man kann es tatsächlich erkennen, finde ich. Auch ohne Linien und Winkel…

Hier meine Ausbeute:

1. Das rangniedrigste Pferd in der Gruppe mit ausgeprägten Sorgenfalten

Pferdeauge gestresst

2. Das ranghöchste Pferd mit wenig Sorgenfalten

Pferd ohne Stress

3. Das ranghöchste Pferd total entspannt kurz vor dem Einschlafen…

Pferd entspannt

Vielleicht sollte ich auch meine Augen mal fotografieren und Ihr müsst raten, ob ich gerade den Schokoriegel esse oder mein Mann…

Liebe Grüße
Uta