Senile Demenz (kognitive Dysfunktion) bei Hunden

Ein Drittel aller Hunde, die älter als 7 Jahre alt sind, leiden an kognitiver Dysfunktion

Mangelndes Nähtalent ist die Veranlassung dieses Artikels. Ich habe ordentlich ein bisschen rumgejammert als ich für eine Schulveranstaltung 15 Zwerge nähen sollte. Eine sehr talentierte Näherin hatte Mitleid und machte mir das Angebot diese für mich zu nähen, wenn ich ihr einen Ratschlag gebe, wie sie ihrem dementen Hund helfen kann. Ich versuche es mal:

Senile Demenz oder kognitive Dysfunktion bei Hunden

Bei älteren Hunden kann es zu einer Ablagerung von Fett- und Eiweißsubstanzen (Lipofuszin und Beta-Amyloid) im Gehirn kommen. Etwa ein Drittel aller Hunde sind ab dem 8. Lebensjahr von diesen Ablagerungen betroffen. Warum sich diese bilden ist bisher unbekannt. Man weiß nur, das diese Ablagerungen irreversibel und degenerativ („durch Verschleiß bedingt“) sind. Sie führen hauptsächlich zu folgenden fünf Symptomen:

Desorientierung

Betroffene Hunde starren ins Leere, wissen plötzlich nicht mehr welche Tür nach draußen führt oder wundern sich über Kommandos wie Sitz und Platz. Letzteres ist allerdings nicht ausreichend für eine Diagnose ;-)!

Verändertes Sozialverhalten

Insgesamt suchen Hunde mit seniler Demenz weniger Kontakt mit anderen Hunden und Menschen, freuen sich nicht mehr beim Begrüßen, erkennen bekannte Sozialpartner teilweise nicht oder zeigen Stimmungsschwankungen. Vorsicht gilt dann beim Umgang mit Kindern, da eigentlich sehr kinderliebe Hunde plötzlich aggressiv sein können.

Veränderter Schlaf-Wach-Rhytmus

Insgesamt schlafen betroffene Hunde mehr, nur leider nicht nur nachts. Da wandern sie dann gerne ein bisschen durch die Wohnung…

Stubenunreinheit

Bei fortschreitender Krankheit verlernen viele Hund die Stubenreinheit und erleichtern sich wieder im Haus, auch direkt nach einem Spaziergang.

Veränderte Aktivität

Typisch ist zielloses Auf- und Ablaufen und insgesamt geringeres Interesse an der Umgebung.

Die meisten dieser Symptome zeigen fast alle älteren Hunde. Das macht es besonders schwer, die Diagnose „Senile Demenz“ zu stellen. Außerdem treten einige der Symptome auf, wenn die Hunde Schmerzen leiden, beispielsweise bei Arthrosen. Daher sollte unbedingt eine gründliche klinische Untersuchung beim Tierarzt erfolgen, bei der neben dem Bewegungsapparat insbesondere auch die Augen und Ohren gründlich untersucht werden müssen.

Therapie bei seniler Demenz

Da senile Demenz irreversibel ist, sollte die Therapie so früh wie möglich begonnen werden. Es kann nämlich höchstens eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufes erreicht werden, keine Heilung oder Verbesserung der Symptome. Folgende Möglichkeiten gibt es, das Fortschreiten der Symptome zu verlangsamen:

Mentale Stimulation

Jeden Tag neue Spazierwege, verschiedene Futterspielzeuge und überhaupt jede Art von Abwechslung regt das Gehirn an und scheint das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Futterumstellung

Die Fütterung von speziellem Diätfuttermitteln, die mit Antioxidantien u.a. angereichert ist, soll die Ablagerungen verlangsamen. In mehreren Artikeln wurde geschrieben, dass dieser Effekt nur bei einem Futtermittel von Hills belegt ist, aber ich finde diese Studie nicht und kann dies deswegen auch nicht bestätigen. Möglich ist auch, Egänzungsfuttermittel zum normalen Futter zu geben.

Medikamente

Propentofyllin ist ein Medikament, dass die Fließeigenschaften des Blutes verändert und dadurch zu einer erhöhten Durchblutung im Bereich der kleinsten Arterien im Gehirn führt. Und mehr Durchblutung bedeutet auch immer erhöhter Abtransport von Schadstoffen, in diesem Fall also Fetten und Eiweißen.
Selegilin schützt das Gehirn gegenüber freien Radikalen und Neurotoxinen. Daneben wird es auch bei Depressionen eingesetzt, da es die Wirkung von Neurotransmittern wie Dopamin u.a. erhöhen kann.

Vorbeugende Maßnahmen bei seniler Demenz

Mangelnde geistige Aktivität scheint den Krankheitsverlauf zu beschleunigen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Hunde auch in höherem Alter geistig stimuliert werden sollten, ob mit ständig wechselnden Spazierrouten oder dem Erlernen neuer Kommandos bleibt jedem selbst überlassen. Immer nur die gleiche Runde gehen oder den Hund immer zuhause zu lassen, scheint jedenfalls nicht sinnvoll zu sein. Abwechslung ist auch für einen älteren Hund wichtig. Ab wann man überhaupt von einem älteren Hund spricht, könnt ihr hier nochmals nachlesen.

Bei diesem älteren Hund ist eine kognitive Dysfunktion wahrscheinlich.

So richtig einen Ratschlag kann ich der fleißigen Näherin trotz dieser Zusammenfassung nicht geben. Der Hund macht einen sehr zufriedenen Eindruck, daher wäre für mich ein Medikament, dass gleichzeitig auch gegen Depressionen wirkt nicht die erste Wahl. Propentofyllin würde ich mal ausprobieren und die Ergänzungsfuttermittel auch. Aber zuerst würde ich eine gründliche Untersuchung durchführen und vor allem die Sehfähigkeit überprüfen lassen.

Viele Grüße und 1000 Dank für die Zwerge,
Julia

P.S. Die meisten Information zu diesem Thema stammen aus verschiedenen Veröffentlichungen von Barbara Schneider, einer Fachtierärztin für Verhaltenstherapie.